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International Women’s Day 2022: Eva Escaig im Interview

Eva Escaig ist Head of Occupier Services | Germany bei Colliers. In ihrer Funktion leitet sie ein deutschlandweit agierendes Team und berät nationale sowie internationale Unternehmen beim betrieblichen Immobilienmanagement. Mit Abschlüssen als Bauingenieurin, Architektin und im Bereich Real Estate Management hat sie einen umfassenden Blick auf Immobilien. Neben vielfältigen Führungserfahrungen kann sie auch von den Herausforderungen berichten, berufliche Ambitionen mit ihren Verantwortungen als Mutter, Tochter, Frau und Freundin zu vereinen.

Eva, welchen Herausforderungen musstest du dich während deiner Karriere als Frau in der Immobilienbranche stellen?

Zunächst einmal empfinde ich es als großes Glück, wenn Frauen die Möglichkeit haben, Kinder zu bekommen. Dieses Glück sollten wir jederzeit wertschätzen. Gleichzeitig ist es natürlich nicht immer einfach, in jeder Lebensphase den richtigen Einklang zu finden zwischen Privatleben und Beruf. Ich habe in wichtigen Situation nach dem Motto gehandelt „Pick your battle“, denn man muss selbst entscheiden, wofür man kämpft. So ist es mir gelungen, in jeder Phase das richtige Arbeitsmodell zu finden.

Für Frauen, die heute vor der Entscheidung stehen, Mutter zu werden, ist vieles bereits deutlich besser geworden. Das betrifft beispielsweise die Betreuung von Kindern, das Angebot von Krippenplätzen oder auch die Regelungen zum Mutterschutz. Die Akzeptanz in der Gesellschaft ist heute viel höher, wenn Frauen etwa in bestimmten Phasen halbtags arbeiten und nach einer Weile wieder voll einsteigen. Daher kann ich alle jungen Frauen nur motivieren, private und berufliche Ziele nicht als Gegensatz zu sehen. Es lohnt sich, in anspruchsvollen Phasen zu kämpfen und sich vielleicht auch an Vorbildern im Unternehmen zu orientieren.

Warum hast du dich nach deinen bisherigen Stationen für einen Einstieg bei Colliers entschieden?

Ich bin eindeutig wegen der DNA des Unternehmens zu Colliers gekommen. Bei uns zählt das unternehmerische Handeln, nicht das Stillsitzen. Wir haben die Freiräume, Dinge neu zu gestalten und damit die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen. Außerdem wird der Teamgedanke bei Colliers gelebt. Die gemeinsame Arbeit ist bei uns mehr als nur die Summe ihrer Teile. Teamwork ist ein Spirit, den jede und jeder mitträgt. Außerdem hat das Unternehmen eine klare Vision, wie wir das Geschäft auf der Basis von Digitalisierung weiterentwickeln und welche digitalen Services für unsere Kunden einen Mehrwert stiften. In Summe hat mich die Leidenschaft für Immobilien und menschliche Beziehungen begeistert.

Wie weit ist die Immobilienbranche aus deiner Sicht mit Blick auf Geschlechtergleichheit?

Die Chancengleichheit ist in unserer Gesellschaft da, schon von der Schulzeit an. Ich selbst habe in keiner Phase meines Lebens eine Ungleichheit oder Herabwürdigung gespürt. Vielmehr habe ich erlebt, dass es sich auszahlt, sich in jeder Lebenslage kompetent, fokussiert und authentisch zu zeigen. „Luck prefers the prepared“ sagt man in England gerne und diese Erfahrung habe ich auch gemacht.

Was nach wie vor ärgerlich ist, ist die Furcht vieler Frauen vor Technik. Der Anteil an Ingenieurinnen etwa liegt immer noch bei gerade einmal 25 Prozent. Das muss sich ändern. Das Interesse von Frauen an Technik ist viel zu niedrig, dadurch werden viele spannende Berufsfelder unnötig ausgeschlossen. Hier können Eltern und Schulen mitwirken, dass sich etwas verändert, auch wenn sich kulturelle Prägungen leider nicht von heute auf morgen umstellen lassen.

Welche Tipps möchtest du Berufseinsteigerinnen von heute geben?

Ich rufe allen Frauen zu: Habt den Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen. Wählt das Lebensmodell, das sich für euch am besten anfühlt. Habt keine Angst vor Erfahrungen, denn es gibt kein Scheitern, es gibt nur Erfahrungen, die euch weiterbringen.


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