Green Building

Was suchen LOHAS im Green Building?

Der Begriff „Green-Building“ ist ein treibender Terminus der Bau- und Immobilienbranche, jedoch mit unterschiedlichen Bedeutungen – je nach Blickwinkel.

Für wen werden Green Buildings entwickelt?

Das Bewusstsein in der modernen Wissensgesellschaft für nachhaltige Lebensweisen wächst stetig. Die Mitglieder einer in ihrem Konsum entschieden auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Gesellschaftsschicht nennt man LOHAS (Lifestyles of Health and Sustainability). Aktuell werden knapp 30% der Verbraucher in Deutschland zur Kern- oder Randgruppe der LOHAS gezählt. Tendenz: seit Jahren steigend.

Im Marketing handelt es sich um einen heiß begehrten Konsumententypus. Denn LOHAS sind eine hybride Zielgruppe, die wertkonservativen Moralismus mit statusorientiertem Genießertum verbindet. Also: Elektroauto ja – aber Design und Performance müssen stimmen.

Nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Mitarbeiter stellen LOHAS eine für Unternehmen hochattraktive Personengruppe dar, die überdurchschnittlich gebildet ist und im überwiegenden Fall Führungspositionen anstrebt. Mit einem Green Building als Firmenzentrale oder Niederlassung manifestieren Unternehmen ihren Anspruch auf Nachhaltigkeit auch in ihrer Immobilie und bieten LOHAS damit eine Identifikationsgrundlage.

Ist „Green-Building“ also nur ein Marketing-Begriff?

Ganz im Gegenteil: das Pariser-Abkommen verpflichtet Staaten und Unternehmen, eine Einsparung der CO2-Emmisionen von mindestens 25% zu erreichen. Global agierende Unternehmen setzen bereits deshalb eine Green-Building-Zertifizierung als Mindeststandard für den Mietvertrag voraus, damit ein messbarer Wert für die Einsparungsziele über die Mietflächen erreicht werden kann. Schon wird die Green-Building-Nachhaltigkeit vom Werbeslogan zum Wirtschafts- und Klimaschutzfaktor.

Diese Entwicklung führt dazu, dass eine derartige Zertifizierung neben der Attraktivität für LOHAS auch als wirtschaftlicher Mehrwert fungieren kann. Green Buildings bieten also zahlreiche harte und weiche Vorteile für alle an der Immobilie beteiligten:

Vorteile für Unternehmen (Mieter):
  • Geringere Betriebskosten: weniger Verbrauch von Strom, Wasser und Energie.
  • Zufriedenheit und Produktivität: Studien belegen, dass Arbeitnehmer in einem Green Building leistungsfähiger und zufriedener sind, insbesondere wenn auch der soziokulturelle Aspekt umgesetzt wird.
  • Unternehmenssitz als Visitenkarte: Ein Green Building trägt bei potenziellen Geschäftspartnern und Bewerbern zu einem positiven Image des Unternehmens bei.
  • Erfüllung der Klimaschutzpflichten: Ziele des Pariser Klimaabkommens können mithilfe von Green Buildings erreicht werden.
  • Begehrte Zielgruppe: LOHAS als potenzielle Mitarbeiter- und Kundengruppe werden angesprochen.
Vorteile für Gebäudeeigentümer (Vermieter):
  • Höhere Mieteinnahmen: Studien aus den USA zeigen, dass bei Green Buildings durchschnittlich ca. 6% höhere Mieteinnahmen erzielt werden können
  • Bleibende Werte: Beim Verkauf erzielen Gebäude mit Green-Building-Zertifikat höhere Erlöse.
  • Mehrwert für Nutzer: Mit der Zertifizierung können potenzielle Mieter erfolgreicher angesprochen werden.
Vorteile für die Bau- und Immobilienwirtschaft:
  • Der Bau von Green Buildings ist auch für Bauunternehmen interessant, weil ein weiterer Anreiz für die Entwicklung von Projekten vorhanden ist, nachhaltige Baustoffe gefördert werden und hochwertige Gebäudestandards einen nachhaltigen Qualitätsanspruch manifestieren.
Vorteile für Alle:
  • Die Allgemeinheit profitiert, weil gesundheitsfördernde Komponenten und eine nachhaltige Lebensweise rund um den Globus gefördert werden. Schadstoffe und CO2-Emmissionen werden reduziert. Zudem entstehen in Green Buildings attraktive Arbeitsplätze.

Beobachtende und beratende Akteure des Immobilienmarktes fokussieren sich in der Betrachtung der Zertifikate insbesondere auch auf deren direkte Auswirkungen auf den Menschen. Wir beschreiben dies als MAI-Faktor (Mensch, Arbeitsplatz, Immobilie). Dabei sehen wir deutlich, dass eine rein technische Zertifizierung einem Gebäude nicht per se Attraktivität verleiht. Wenn nur Infrastruktur und Gebäudehülle „green“ sind, hebt sich das Objekt in seiner Außenwirkung nur in geringem Maße von einem konventionellen Bürobau ab.

Es liegt also im gemeinsamen Interesse der Projektentwickler, Investoren und Nutzer eines Objektes, den Begriff Green Building möglichst ganzheitlich auszulegen. Die Arbeitsplatzlandschaft und das Befinden der Mitarbeiter sind entscheidende Faktoren, die den materiellen und immateriellen Wert eines Green Buildings bestimmen.

Harte Fakten: wer legt fest, was ein Green Building ist?

Als Green Building wird offiziell ein Gebäude bezeichnet, das sich durch hohe Ressourceneffizienz in den Bereichen Material und Verbrauch auszeichnet, während schädliche Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt reduziert werden. Dieser Leitgedanke wird daher idealerweise während des gesamten Gebäudelebenszyklus von Projektentwicklung, Planung und Konstruktion über Betrieb und Wartung bis zur Demontage verfolgt. Neben dieser ökologischen Dimension ist ein Green Building häufig auch auf seine soziale und wirtschaftliche Performance ausgerichtet, beispielsweise durch das Implementieren einer Kita (soziokulturelle Dimension) und die Minimierung der Lebenszykluskosten (ökonomische Dimension).

Um ein Gebäude offiziell „Green Building“ nennen zu können, ist eine entsprechende Zertifizierung nötig. Die bekanntesten Green-Building-Zertifikate tragen die Namen BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method), LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) und DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen).

 

Derzeit gibt es in Deutschland 1.560 Gebäude mit einem DGNB- oder LEED-Zertifikat. Die „greenste“ Stadt mit den meisten zertifizierten Gebäuden ist München (121), dicht gefolgt von Frankfurt am Main (119) und Berlin (117).

Ein ganzheitlich umgesetztes Green Building stellt mit seinen umfassenden Vorteilen immer einen gesamtgesellschaftlichen Gewinn dar – nicht nur für LOHAS, sondern für alle, die auf irgendeine Weise mit dem Gebäude verbunden sind.

 


Weitere Artikel von diesem Autor:

04 ViewUp Quartiersplatz Final

Unser Umzug ins FOUR: Ein spannender Perspektivwechsel

Als Berater in der Bürovermietung betreuen wir jedes Jahr diverse Neuanmietungen von Unternehmen, die mit komplexen Anmietprozessen und Entscheidungen verbunden sind. Im aktuellen Umfeld unterstützen wir unsere Kunden unter anderem verstärkt dabei, sich für die Zukunft aufzustellen und neue Büroflächen mit verändertem Nutzungskonzept zu erschließen. Da dürfte der eigene Umzug unseres Deutschland Headquarters ins FOUR, […]
Forst Marktbericht 2023/24

Wald ist bislang unterbewertet

Das Interesse an Waldinvestments hat spürbar zugenommen. Bislang standen die gut prognostizierbaren Renditen im Vordergrund, die aufgrund des planbaren Holzwachstums und der stetigen Nachfrage nach guten Holzqualitäten möglich sind. Einen zusätzlichen Impuls geben ESG-Kriterien, die Wald als echtes grünes Investment, sehr gut erfüllen kann. Daneben besitzt der deutsche Wald auch in Zukunft Wachstums- und Wertentwicklungspotenzial: […]
Mehr

Weitere Artikel zu dieser Rubrik:

Stranded Assets

Stranded Assets

Obsoleszenzrisiken einer Bestandsimmobilie im Rahmen einer Nachhaltigkeitsbetrachtung Der Begriff „stranded assets“ ist im Kontext der Überprüfung von Nachhaltigkeitskriterien (ESG) bei Immobilientransaktionen sowie beim Risikomanagement von Immobilienportfolien wieder in Mode gekommen. Durch die Zuspitzung auf einen sogenannten „stranding-asset-point“ wird seine Sinnhaftigkeit in der Immobilienbranche kontrovers diskutiert. Denn dieser bezeichnet das „unerwartete“ drastische Absinken der Ertragskraft oder […]
Eine gute ESG-Analyse sollte Marktdaten berücksichtigen

Eine gute ESG-Analyse sollte Marktdaten berücksichtigen

Ein Drittel der institutionellen Investoren in Deutschland muss die ESG-Perfomance des eigenen Immobilien-Portfolios noch bestimmen. Das ist ein zentrales Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Universal Investment, an der Kreditinstitute, Pensionsreinrichtungen, öffentlich-rechtliche-Einrichtungen und weitere Unternehmen mit einem verwalteten Immobilienvermögen von insgesamt 13,5 Milliarden Euro teilgenommen haben. Es gibt Handlungsbedarf Die Umfrage zeigt einmal mehr, wie viel […]
Mehr