Eigenjagd in Deutschland: Eckbrecht von Grone im Interview
Eckbrecht von Grone leitet zusammen mit Nils von Schmidt den Bereich Land & Forst bei Colliers und ist selbst Waldbesitzer. Wir haben ihn zum Thema Eigenjagd in Deutschland befragt. Die Eigenjagd liegt im Trend und ist für private Käufer häufig ein großer Anreiz, eine Forstimmobilie zu erwerben.
Erklär uns bitte zu Beginn einmal kurz, was man genau unter der Eigenjagd versteht und welche Bedeutung die Jagd grundsätzlich für das Ökosystem Wald hat.
Unter Eigenjagd versteht man das Recht, in seinem eigenen Jagdbezirk zu jagen. Dafür muss man Eigentümer einer land-, forst- oder fischereiwirtschaftlich nutzbaren Grundfläche mit mindestens 75ha Größe sein und einen Jagdschein besitzen. Die Eigenjagd ist in Deutschland also an die Grundstücksfläche gebunden.
Die Jagd dient nicht nur der Beschaffung von gesundem, hochwertigem Fleisch, sondern sorgt insbesondere für ein natürlichen Gleichgewichts zwischen Flora und Fauna im Ökosystem Wald. Die Population einiger Wildarten ist in den letzten Jahren aufgrund des reichhaltigen Nahrungsangebots auf landwirtschaftlichen Flächen und mangels natürlicher Feinde deutlich gestiegen. Wenn unsere heimischen Wildtiere wie Rehe, Hirsche und Wildschweine in unnatürlich hoher Dichte auftreten, können sie im Wald großen Schaden anrichten, indem sie zum Beispiel Knospen und Zweige junger Bäume verbeißen. Wird der Verbiss zu intensiv, kann er das Aus für eine neue Baumgeneration im Wald bedeuten. Weiter können auch größere Bäume durch das Schälen der Rinde, wie es Hirsche oft tun, massiv geschädigt werden. Eine geregelte Jagd sorgt also dafür, dass sich ein Wald bestmöglich entwickeln kann.
Was begeistert Eure Kunden an der Eigenjagd? Was bringt sie dazu, Flächen zur Eigenjagd zu kaufen?
Die Naturverbundenheit, der aktive Naturschutz, die Hege und Pflege des Wildbestands, aber auch die Freude und Spannung, die mit Jagderlebnissen verbunden sind; das sind sicherlich die Hauptbeweggründe für den Kauf einer Eigenjagd. Hinzu kommen die praktischen Arbeiten, die in einem Jagdbezirk anfallen, wie der Bau von Hochsitzen, das Anlegen von Suhlen für Wildschweine oder in Notzeiten Fütterungen für das Wild ebenso wie die Verarbeitung des Wildbrets als sehr hochwertiges Lebensmittel. All das macht vielen Jägern großen Spaß.
Außerdem ist ein Investment in Wald eine sichere Anlage, die mit einer soliden Rendite und Potenzial für Wertsteigerung einhergeht. Zudem ist Holz ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff und die Nachfrage nach Holz und Holzprodukten steigt kontinuierlich. Ein weiterer Aspekt ist der Klimaschutz, der mit einem Waldinvestment verbunden ist, denn Bäume speichern aktiv CO2.
Was ist bei der Suche nach der optimalen Jagdimmobilie zu beachten und was kostet die Eigenjagd?
Zunächst einmal muss man genauer definieren, welche Kriterien dem Käufer wichtig sind. Dabei spielt auch die Wildart, die bejagt werden soll, also ob Hochwild oder Niederwild, eine Rolle. Wie sollte das Biotop beschaffen sein, sollte auch Wasser dabei sein, um gegebenenfalls eine Angelmöglichkeit zu haben? Die Größe muss in den meisten Bundesländern mindestens 75ha betragen, in einigen auch 150ha. Weitere Faktoren, die bei der Auswahl wichtig sind, sind der Baumartenmix, sprich Anteile an Laub – und Nadelwald, sowie die Bodenqualität und die jährliche Niederschlagsmenge. Die beiden letzteren Faktoren beeinflussen das Wachstum der Bäume wesentlich. Aber auch die Geländebeschaffenheit ist wichtig, also ob das Gelände maschinenbefahrbar ist oder nicht. Steilhänge kann man oft gar nicht bewirtschaften.
Der Preis für ein Eigenjagdrevier lässt sich nicht pauschal beziffern. Wenn man aber einen Durchschnittspreis von aktuell 12.000 Euro pro Hektar Wald ansetzt, muss man bei 75ha also mindestens 900.000 Euro investieren. Sobald Ackerflächen im Gebiet liegen, muss man mit noch mehr rechnen.
Wie hat sich aus deiner Sicht das Interesse an der Eigenjagd in Deutschland, Europa und global entwickelt?
In Deutschland überwiegen zum Glück die Jäger, die aktiven Naturschutz betreiben wollen, bei denen das Naturerlebnis im Vordergrund steht und die nicht nur an Trophäen, das heißt Geweihen oder Gehörnen, interessiert sind. Das Interesse ist nach wie vor groß, das heißt, die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem.
Eigenjagden sind in der Regel immer ein lokales Geschäft, da die räumliche Nähe zum Käufer sehr wichtig ist. Wir beschränken uns daher bei Eigenjagden auf den DACH Raum, da kennen wir uns am besten aus.
Bei reinen Wald- und Agrarinvestments sieht es anders aus, dort können wir quasi auf jedem Kontinent, abhängig vom persönlichen Rendite-/Risikoprofil, Anlagemöglichkeiten bieten. So hat jedes Land Plus- und Minuspunkte. Tschechien zum Beispiel hat günstige Einstiegspreise, aber ein großes Borkenkäferproblem. Frankreich liegt preislich unter dem deutschen Niveau, generell stehen aber sehr wenige Waldflächen zum Verkauf. Die USA mit ihren Kiefernplantagen sind wirtschaftlich interessant, aber unter Aspekten der Biodiversität nicht optimal.
Vielen Dank, Eckbrecht.