Wohnen in Europa: Wie viel Mietbelastung ist zumutbar?
Felix von Saucken

Felix von Saucken

Chief Executive Officer | Germany

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Wohnen in Europa: Wie viel Mietbelastung ist zumutbar?

Der stagnierende Neubau in Deutschland führt zwangsläufig zu steigenden Wohnmieten. In diesem Kontext liegt die Frage nah, wie hoch die Mietbelastung in Relation zum Haushaltseinkommen ist und welche Mietbelastung insgesamt noch als zumutbar gelten kann. Im europäischen Vergleich mag die durchschnittliche deutsche Mietbelastungsquote von 24,5 Prozent zunächst als empörend erscheinen, aber ein Aufschrei ist hier unangebracht.

Deutschland ist Teil einer größeren Führungsgruppe

Zum einen sind ähnlich wohlhabende Länder wie Dänemark, die Schweiz, Luxemburg, Norwegen und die Niederlande nahezu gleichauf mit Deutschland. Zum anderen vertrete ich zusammen mit vielen anderen Branchenexperten die Meinung, dass eine Mietbelastungsquote pro Haushalt von bis zu 30 Prozent durchaus als zumutbar bewertet werden darf. Insofern gibt es in Deutschland nach wie vor Potenzial für ein sozialverträgliches Mietpreiswachstum und Vermieter sollten nicht per se als „Miethaie“ diffamiert werden, wenn sie mit Augenmaß die Wirtschaftlichkeit ihres Investments optimieren.

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Nur wenige Haushalte in Deutschland sind überbelastet

Natürlich muss jeder Eigentümer darauf achten, dass er den Mietbogen nicht überspannt, aber eine zweite Eurostat-Statistik unterstreicht, warum die durchschnittlichen Mieten in Deutschland als sozialverträglich eingeordnet werden dürfen und auch weiteres Mietpreiswachstum keinen Skandal bedeutet. Nach Eurostat-Auffassung sind alle Haushalte von ihren Mietkosten überbelastet, die mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Nettoeinkommens für Wohnen ausgeben. Das sind in Deutschland 13,1 Prozent aller Haushalte in Städten und 10,5 Prozent aller Haushalte im ländlichen Raum. Damit liegen wir nur leicht über dem europäischen Durchschnitt und auch deshalb halte ich maßvolle Mietpreissteigerungen für sozialverträglich. Wer wie ich und viele andere Branchenvertreter möchte, dass sich die Lage am Wohnmarkt entspannt, muss politisch ermöglichen, dass mehr gebaut werden kann.

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